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SCHEIDGEN MARKTFOKUS Juni 2025

Neuwied, 01. Juli 2025
 

Trump jongliert mit vielen Bällen - und hält sie im Spiel

Präsident Trump jongliert gleichzeitig mit vielen Bällen, wobei die Welt bisweilen den Atem anhält.

Die Ereignisse scheinen sich in einer beispiellosen Geschwindigkeit zu überschlagen: Zoll-Diktate, Ultimaten, landesweite Anti-Trump-Proteste, die Schlammschlacht mit Elon Musk, der Angriff Israels auf den Iran sowie der Einsatz von US-Bombern. Dabei kommt es zu abrupten, präsidialen Richtungswechseln.

Die Aktienmärkte zeigen hingegen eine bemerkenswerte Zuversicht, egal ob es um Kriege, Zölle, Schulden und Wachstum geht. Eine zunehmende Anzahl von Anlegerinnen und Anlegern distanziert sich jedoch vom US-Dollar, der seit Jahresbeginn einen Wertverlust von rund 14 Prozent verzeichnet. Dies resultiert in negativen Renditen für US-Aktien, US-Anleihen und sämtliche Anlageformen, die in USD notiert sind, wie viele ETF's und Rohstoffe.

Für Kapitalanleger gestaltet es sich als Herausforderung, sich diesem Druck zu entziehen. In Europa werden derzeit nicht nur durch die Aufwertung des Euros die höchsten Renditen erzielt

20250301Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Onvista extraETF

 

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Siegerdiktat: Hoffnung für Nahost?

Obwohl der Krieg, der am 7. Oktober 2023 begann, verheerende Zerstörungen verursacht hat, verzeichnen israelische Aktien eine positive Entwicklung - siehe Grafik auf der linken Seite. Dies ist ein Ausdruck klarer Machtverhältnisse zugunsten Israels. Die das Land bedrohenden Terrorgruppen Hamas in Gaza, Hisbollah im Libanon und Huthi im Jemen wurden in ihrer Handlungsfähigkeit entscheidend eingeschränkt. Nun wurde der Erzfeind Iran mit Unterstützung der US-Streitkräfte empfindlich getroffen und die wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung Israels wurde damit gefestigt. Die Realisierung einer Einstaatenlösung unter der Führung Israels scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein. Die Kapitalmärkte setzen nun ihre Hoffnungen in einen Wiederaufbau der Region, der durch finanzielle Unterstützung der USA ermöglicht werden soll.

Tage der Entscheidungen

In Kürze stehen bedeutende Entscheidungen bevor. Donald Trump plant, das "große und schöne Haushaltsgesetz" am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, zu unterzeichnen und die Zoll-Ultimaten laufen zum 08. Juli aus. 

Streitpunkt US-Finanzpolitik: Elon Musk und die Märkte auf einer Linie

Die unterschiedlichen Ansichten zum Haushaltsgesetz waren unter anderem der Auslöser für das Zerwürfnis mit Elon Musk. Musk befürchtet, dass die Pläne "Amerika in den Bankrott" trieben und kündigte für den Fall der Verabschiedung des Haushaltsgesetzes die Gründung einer eigenen Partei an. Steuersenkungen bei gleichzeitigen Ausgabenerhöhungen werden auch von den Kapitalmärkten nicht goutiert. Die Abwertung des US-Dollars ist auch in diesem Kontext zu sehen. Am 09. Juli laufen die Fristen für die Zollabschlüsse aus. In beiden Punkten ist es wahrscheinlich, dass Trump und die jeweiligen Verhandlungspartner einen weiteren Aufschub benötigen.

Geht dem US-Aktienmarkt die Puste aus?

Insgesamt sind US-Aktien, die Ende 2024 die internationalen Gewinnerlisten anführten, ins Hintertreffen geraten. Die US-Indizes notieren nur marginal im Plus, und aufgrund der Abwertung des US-Dollars sind die Verluste für europäische Anleger auf etwa 10 % gestiegen. Die nachfolgende Grafik (erstellt am 24.06.2025) veranschaulicht, dass die als "Glorreichen 7" bezeichneten Zugpferde des Marktes, bestehend aus Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Tesla, Nvidia und Meta, im Durchschnitt in diesem ersten Halbjahr Verluste verzeichnen. Lediglich drei der sieben Aktien konnten Kursgewinne verbuchen.

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Gold, die Anlage mit der besten Wertentwicklung in den letzten 25 Jahren

Gold scheint eine relativ sichere Wette zu sein. Diese Entwicklung zeichnet sich bereits seit 25 Jahren ab. Zu jener Zeit kam es zur sogenannten Internetblase, woraufhin Wirtschaft und Märkte wiederholt mit neuen Schulden konfrontiert waren, die zu immer geringeren Zinssätzen refinanziert werden mussten. Bei der Betrachtung der krisenhaften Entwicklung der Kapital- und Immobilienmärkte in den Jahren 2008 (Finanzkrise), 2012 (Eurokrise) und 2020 (Corona-Pandemie) wird deutlich, dass diese anschließend von einem anhaltenden und signifikanten Zufluss von Kapital der Regierungen in der Folge profitieren konnten. Im Zeitraum von 2019 bis 2022 führte die Europäische Zentralbank (EZB) einen Negativzins von 0,50 % ein, was zur Folge hatte, dass Banken für Einlagen Verwahrentgelte erhielten. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges 2022 steigen die Defizite der öffentlichen Haushalte weiter und werden zum Teil als "Sondervermögen" deklariert. Mit dem Krieg in der Ukraine ist auch die Inflation wieder zurückgekehrt. Die nun in enormen Umfang verabschiedeten Investitionen in Aufrüstung werden die öffentliche Haushalte weiter extrem belasten. In Anbetracht dessen ist es nachvollziehbar, dass AnlegerInnen bestrebt sind, durch eine Beimischung von Gold ihr Vermögen zu diversifizieren und damit abzusichern. Diese Absicherung hat sich auch im Jahr 2025 als wirksam erwiesen. Der Goldpreis in Euro verzeichnet erneut ein zweistelliges Plus.

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Fazit:

Präsident Trump bestimmt die Agenda. An den Aktienmärkten werden Kursrückgänge weiterhin zu Käufen genutzt. Mit US-Staatsanleihen erzielen AnlegerInnen zur Zeit hohe Verluste. Die Abwertung des US-Dollars ist Teil der Strategie der US-Regierung. Die globalen Kapitalmärkte stehen damit vor größeren Herausforderungen.

Die Anzeichen für eine Zeitwende an den Kapitalmärkten verdichten sich jedoch. Kapital fließt vermehrt nach Europa, und auch Gold und Kryptowährungen profitieren von den Zuflüssen.

Innen- als auch außenpolitisch steht Donald Trump unter einem zunehmenden Druck. Die Felder, auf denen er gegen seine Kontrahenten antritt, werden zahlreicher. Seine Machtposition als US-Präsident nutzt er konsequent aus. Es scheint, als haben sich die G7-Staaten, die EU und auch die NATO diesem Druck gebeugt. Nun ist der Konflikt mit Elon Musk wieder aufgeflammt. Es drohen weitere Auseinandersetzungen.

Obwohl Israel auf militärischer Ebene Erfolge verzeichnen konnte, sind der Nahe Osten, aber auch die Ukraine, nach wie Orte des Verzweifelns. Ein tragfähiger Friede ist nicht abzusehen.

Die Stabilität an den Finanzmärkten ist fragil. Die Abwertung des US-Dollars mahnt zur Vorsicht. Eine defensive Strategie, die Gold, eine Reduzierung der US-Dollar-Quoten sowie einen breiteren Währungsmix außerhalb des US-Dollar-Raumes berücksichtigt, erscheint sinnvoll. Kryptowährungen hingegen kann ich nicht empfehlen. Es handelt sich um rein private, digitale Finanzinstrumente, die über keinen kalkulierbaren Substanzwert verfügen

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Ihr

Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960

Impressum:

Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann trotz sorgfältiger Recherche nicht übernommen werden. Aus dem Inhalt können keine Anlageempfehlungen abgeleitet werden. Diese können nur auf Basis einer individuellen Beratung erfolgen. Hinsichtlich der Angaben zu Kursen und Charts weise ich darauf hin, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Die Renditen können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.