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SCHEIDGEN MARKTFOKUS März 2024

Neuwied, 30. März 2024
 

Goldene Zeiten

Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,

im März feierten nicht nur die Aktienmärkte in Europa und Amerika neue Rekorde, sondern auch der Goldpreis, der eher den Status einer Krisenwährung hat.

Ist Gold tatsächlich besser als Aktien? Ein Blick in die Vergangenheit führt zu einem überraschenden Ergebnis. Die Zinsen für kurzfristige Einlagen in der Eurozone liegen immer noch bei 3,91%. Bundesanleihen mit längeren Laufzeiten rentieren derzeit bei 2,28 %.

Die schlechtesten Kredite wurden bekanntlich in Zeiten niedriger Zinsen vergeben. Dieses Damoklesschwert (u.a. Immobilienkredite) wird weiterhin über den Märkten schweben. Und Investoren machen langfristig die schlechtesten Investitionen, wenn sie in steigende und teure Märkte investieren. Unter diesen Umständen ist es wichtig, Vorsorge zu treffen und nicht alles auf eine Karte zu setzen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie man sich vor starken Kurseinbrüchen schützen und Krisen als Chance nutzen kann.

240301Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Fondsweb, ETF-Extra

Vorsorge Nr. 1: Ist Gold die bessere Aktie?

Die Börsenampeln stehen weiterhin auf grün. Die Korrekturen sind moderat und in Erwartung bald sinkender Zinsen fließt neue Liquidität in die Märkte. Die US-Notenbank hat ihre Wachstumsprognose für 2024 sogar von 1,3 auf 2,1 Prozent angehoben. Da die US-Bürger rund 50 Prozent ihres Vermögens in Aktien investiert haben, ist der daraus resultierende konjunkturelle Wohlfühleffekt nicht zu unterschätzen. Aufgrund der nachlassenden Inflation stellt die US-Notenbank sogar Zinssenkungen von derzeit 5,25 Prozent in Aussicht. Das Vertrauen der Märkte in die konjunkturelle Steuerungsfähigkeit der Notenbanken ist nach wie vor hoch. So groß die Krisen der vergangenen Jahrzehnte auch waren, den Notenbanken ist es gelungen, alle Brandherde mit neu geschaffenem Geld im Keim zu ersticken.

Die Entwicklung des Goldpreises ist aber auch ein Indikator dafür, dass sich längst Gegengewichte gegen diese Zuversicht positionieren. Die Spielräume des Staates zur Finanzierung konjunkturstimulierender Maßnahmen werden angesichts riesiger Defizite und wachsender Schuldenberge immer enger. Das bisher kongeniale Rettungsteam aus Notenbank und Staat stößt damit an seine Grenzen. Im Falle einer Rezession - das globale Wachstum ist insgesamt fragil - müssten die Notenbanken die wachsende Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben in den Staatshaushalten wieder durch Anleihekäufe und Zinssenkungen finanzieren. Der Wert des Geldes stünde damit vor der nächsten harten Bewährungsprobe. So verwundert es nicht, dass europäische Anleger, die vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 in Xetra-Gold investierten, unter Chance-Risiko-Gesichtspunkten sogar besser abschnitten als der MSCI Weltaktienindex - siehe Grafik unten. Dies ist umso bemerkenswerter, als Gold weder Zinsen noch Dividenden abwirft.

240302 Grafik Comdirect: Xetra Gold (gelb) vesus ETF MSCI Welt (blau)


Vorsorge Nr. 2: Cash und Value Aktien

Unangefochtener Meister der Kapitalanlage ist der heute 93-jährige Warren Buffett mit seiner börsennotierten Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway. Sein bis heute bewährtes Erfolgsrezept: extrem langfristig investieren, wenig umschichten, teure Aktien meiden und gute Aktien unter Wert kaufen. Um jederzeit antizyklisch günstiger investieren zu können, hält er stets eine hohe Liquiditätsreserve. Diese beträgt derzeit 1/3 des investierten Kapitals. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung seines Portfolios im Vergleich zum amerikanischen Aktienindex S&P 500 vor und nach der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Da er den Hype um die teuren Internetaktien nicht mitmachte, hatten viele Anleger bereits das Vertrauen in ihn verloren. Dies sollte sich als großer Fehler erweisen, wie die Grafik eindrucksvoll zeigt.

240303Grafik Comdiret: Berkshire Hathaway (gelb) versus S&P 500 (blau) vor und nach dem Internet-Crash

Vorsorge Nr. 3: Aktives Management - Panta Rhei: Alles fließt

Nichts bleibt, wie es ist. Diese Lebensweisheit stammt vom griechischen Philosophen Heraklit (535 bis 475 v. Chr.). Wer sich die Liste der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt anschaut, kann daraus als Anleger kluge Schlüsse ziehen. Die Gewinner von heute sind oft die Verlierer von morgen. So dominierten 1990 japanische Aktien die Gewinnerliste, erst in diesem Jahr erreichte der japanische Nikkei-Index neue Höchststände. Nur eine deutsche Aktie schaffte es bisher unter die Top Ten. Es war die Deutsche Telekom im Jahr 2000, die heute 75 Prozent unter ihrem damaligen Niveau notiert. Mit Ausnahme der japanischen Dekade dominieren amerikanische Aktien die Liste. Im Jahr 2010 tauchten erstmals chinesische Aktien in der Rangliste auf. Dass China auf dem Weg zur führenden Weltwirtschaftsmacht ist, ist heute relativ unumstritten. Seit dem Krieg in der Ukraine werden Wirtschaftssanktionen gegen China im Falle eines Angriffs auf Taiwan befürchtet. In diesem Fall könnten im Ausland gehandelte chinesische Aktien für wertlos erklärt werden, wie es bereits mit russischen Aktien geschehen ist. Der MSCI-China-Index notiert derzeit 50 % unter seinem Höchststand von 2021.

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Fazit

Die Aktienmärkte scheinen derzeit nur einen Weg zu kennen: nach oben. Das mahnt zur Vorsicht. Liquidität wird in Form von Festgeldern und Geldmarktfonds mit knapp 4% attraktiv verzinst. Selbst bei Zinssenkungen wird die Verzinsung noch einige Zeit höher bleiben als bei Anleihen, die derzeit im Schnitt 1,5% niedriger notieren. Trotz der scheinbaren Entspannung bleibt die Inflationsgefahr bestehen. Gold bleibt ein geeignetes Absicherungsinstrument. Beliebte Aktien, die teuer geworden sind, sollten gemieden werden. Deutlich günstiger und damit risikoärmer sind Nebenwerte, die im Schatten der bekannten Titel vernachlässigt wurden, sowie Aktien aus Schwellenländern. Von Kryptowährungen rate ich generell ab. Anders als Aktien oder Gold verfügen sie über keine Substanz.
 
Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
 
 
Ich wünsche Ihnen frohe Osterfeiertage verbleibe mit freundlichen Grüßen
 
Ihr

Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960

Impressum:

Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann trotz sorgfältiger Recherche nicht übernommen werden. Aus dem Inhalt können keine Anlageempfehlungen abgeleitet werden. Diese können nur auf Basis einer individuellen Beratung erfolgen. Hinsichtlich der Angaben zu Kursen und Charts weise ich darauf hin, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Die Renditen können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.