SCHEIDGEN MARKTFOKUS April 2025
Neuwied, 2. Mai 2025
Vertrauens- und Realitätsverluste
im vergangenen Monat haben US-Aktien und insbesondere der USD wieder an Wert verloren.
Damit sinken die Renditen an den globalen Kapitalmärkten, die maßgeblich von den USA und der Weltleitwährung USD geprägt werden. Die Entwicklung der Märkte in jüngster Zeit lässt darauf schließen, dass das Vertrauen in die Politik von Donald Trump zunehmend sinkt. Der Verlust desselben erfolgt üblicherweise in einem rascheren Tempo, als es möglich ist, diesen wieder gutzumachen. Die US-amerikanische Politik sieht sich dem hohen Druck der Kapitalmärkte ausgesetzt. Der neue US-Präsident lebt in seiner eigenen Welt und zieht anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt Bilanz mit den Worten: "100 Tage Großartigkeit" und "bester Start einer Regierung in der Geschichte". Für die Börsianer stellte dieser Start in eine Präsidentschaft seit 1974 die schwierigste Phase dar. Gold war in diesem Umfeld weiterhin sehr gefragt und erreichte neue Rekordhöhen.
Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Onvista
Widersprüchle Signale: "Todeskreuz" und "Zweig Breadth Thrust" Signal
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Entwicklung des US-Aktienmarktes, gemessen am S&P 500 Index, seit Anfang 2020. Bei einem Kreuz, das auch als "Todeskreuz" bezeichnet wird, wird die grün gestrichelte Linie (Durchschnittskurse der letzten 50 Tage) von der roten Linie (Durchschnittskurse der letzten 200 Tage) von oben nach unten gekreuzt. Es deutet an, dass die Verkäufer von nun an den Markt zu dominieren scheinen. Im April löste Donald Trump zwei heftige Verkaufswellen aus: Einmal durch die Zölle und zum anderen, indem er am Ostermontag die Entlassung des US-Notenbankchefs androhte. In beiden Fällen revidierte Trump seine Aussagen kurze Zeit später und die Märkte sprangen mit hohem Volumen teilweise mit zweistelligen Kursgewinnen wieder nach oben. Damit wurde das von dem renommierten US-amerikanischen Analysten Martin Zweig errechnete "Zweig Breadth Thrust" ausgelöst. Der besagte Indikator wurde seit dem Jahr 1945 lediglich 19 Mal ausgelöst. In allen Fällen waren die Kurse 12 Monate später deutlich höher. Die gezeigte Grafik mahnt jedenfalls zur Vorsicht.
US-Technologie Dominanz: Apple und Microsoft
Die nachstehende Grafik die wertvollsten US-amerikanischen Unternehmen seit dem Jahr 1995. Vor drei Jahrzehnten erreichte eine Aktie des Unternehmens General Electric einen Wert von 93 Milliarden US-Dollar. Im Zuge der Internet-Blase um die Jahrhundertwende erreichte Microsoft mit einem Marktwert von knapp 500 Milliarden US-Dollar den ersten Platz in der Rangliste. Nach dem Platzen der Internet-Blase mussten Aktionäre 15 Jahre lang eine Durststrecke durchstehen, bis Microsoft das in 2000 erreichte Kursniveau wieder überbieten konnte. In der Zwischenzeit erreichte Exxon Mobil mit eher bescheidenen Werten die Spitzenposition, bevor Apple die Welt der Handys und Computer mit innovativen Modellen und Zusatzdienstleistungen erobern konnte. Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung einen deutlichen Aufschwung beschert, der durch die Einsatzmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz nochmals an Dynamik gewinnen konnte. Im Wesentlichen gelang es Apple, seine führende Position als wertvollstes US-Unternehmen bis heute mit einer stolzen Marktkapitalisierung aller Aktien mit 3.300 Milliarden zu verteidigen.
Die US-Zollpolitik sorgt für Chaos im internationalen Handel. Man wird erst in den nächsten Monaten sehen, was passiert. China widersetzt sich den Zolldiktaten der US-Regierung am härtesten. Fast alle Rohstoffe für Produkte und technischen Fortschritt kommen aus China. Hat China mehr Einfluss als Trump?
Fazit:
Die Angriffe der US-Administration gegen die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, freie Presse, Wissenschaft und ihre Institutionen gehen mit unverminderter Härte weiter. Die Attraktivität des Standorts als sicherer Investitionsstandort wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Anleger und Investoren zeigen eine hohe Sensibilität und haben bereits damit begonnen, Kapital aus Amerika abzuziehen. Es wäre eine weitere Zeitenwende.
Es stellt sich die Frage, ob Donald Trump das Ruder noch einmal herumreißen und verlorenes Vertrauen wiedergewinnen kann. Dazu wäre Vernunft erforderlich, welche angesichts der realitätsfernen Rhetorik zum Fazit seiner ersten 100 Tage im Amt jedoch unwahrscheinlich erscheint. An dieser Hoffnung festzuhalten, wäre sicherlich fahrlässig. Kann der Rest der Welt von der Schwäche Amerikas profitieren? Diese Hoffnung gilt insbesondere für Europa, wo Demokratie und Rechtstaatlichkeit noch verteidigt werden.
Die Vorzüge einer geographisch ausgewogenen Vermögensverteilung unter Berücksichtigung von Aktien, Anleihen, Liquidität und Gold sollten sich weiterhin bewähren können.
Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960
Impressum: Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann trotz sorgfältiger Recherche nicht übernommen werden. Aus dem Inhalt können keine Anlageempfehlungen abgeleitet werden. Diese können nur auf Basis einer individuellen Beratung erfolgen. Hinsichtlich der Angaben zu Kursen und Charts weise ich darauf hin, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Die Renditen können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen. |