SCHEIDGEN MARKTFOKUS Dezember 2024
Neuwied, 1. Januar 2025
Mit gemischten Gefühlen ins Neue Jahr
Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,
die Trends der letzten Jahre setzen sich auch 2024 fort.
Vor allem amerikanische Aktien, insbesondere die großen amerikanischen Technologiekonzerne, gehörten zu den großen Gewinnern des vergangenen Jahres. Anleihen enttäuschten erneut. Kurzfristige, im Geldmarkt getätigte Anlagen schnitten trotz der in der Zwischenzeit erfolgten Zinssenkungen zufriedenstellend ab. Die folgende Tabelle zeigt, dass Gold über alle Laufzeiten am besten abschneiden konnte. Das Spannungsfeld zwischen konjunktureller Zuversicht und Vorsicht hat sich damit weiter verschärft.
Risiken werden wenig beachtet
Nach der Sitzung der US-Notenbank am 18.12. erlitt der Aufschwung am Aktienmarkt einen Dämpfer. Die Notenbank hob ihre Inflationsprognose für 2025 um ein halbes Prozent an und stellte nur noch zwei statt vier Zinssenkungen in Aussicht. Die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen stiegen daraufhin auf über 4,6%. Die Risikoprämie für die als teuer geltenden US-Aktien ist damit auf Null gesunken. Dies zeigt die folgende Grafik. Selbst unter Berücksichtigung steigender Gewinne liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für US-Aktien bei 22. Daraus ergibt sich eine erwartete Rendite von 4,54% (100:22). Vor allem die populären Aktien von Apple und Microsoft notieren derzeit um das 2- bis 3-fache über ihren historischen Durchschnitten der letzten 15 Jahre. Trotz zwei sehr positiven Aktienjahren in Folge blicken die Analysten weiterhin positiv in die Zukunft. Ein Blick auf die Risikoprämien in der Vergangenheit mahnt jedoch zur Vorsicht.
Auf Donald Trump warten große Herausforderungen
Wird der neue US-Präsident Donald Trump das US-Haushaltsdefizit in den Griff bekommen? Das ist die bange Frage. Bereits in seiner ersten Amtszeit hat Trump trotz günstiger Rahmenbedingungen das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Er hat weitere Steuersenkungen angekündigt. Jetzt plädiert er dafür, die US-Schuldengrenze, die bisher die Neuverschuldung begrenzte, ganz aufzuheben. Die Kapitalmärkte sind jedenfalls in Hab-Acht-Stellung. Zudem könnten neue Zölle die Inflation wieder anheizen. Der erst 2026 scheidende Fed-Chef Jerome Powell könnte zum Hauptgegner des neuen US-Präsidenten werden. Die Konfliktfelder für Donald Trump werden nach seiner Amtseinführung am 20. Januar jedenfalls zahlreich sein.
Die USA sind in den letzten Jahren ein sehr teures Land geworden. So sind beispielsweise die Ausbildung der Kinder, die Gesundheitsversorgung und der Erwerb von Wohneigentum für Durchschnittsverdiener nahezu unerschwinglich geworden. Nur die Schweiz, Luxemburg und Hongkong - Länder mit einer deutlich geringeren Bevölkerungszahl - verfügen über ein höheres durchschnittliches Haushaltsvermögen als die USA mit 565.000 US-Dollar. Allerdings ist das Vermögen der US-Haushalte sehr ungleich verteilt. An der Schnittstelle zwischen der ärmeren und der reicheren Hälfte beträgt das als Median erfasste Vermögen lediglich 112.000 USD. Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die globale Vermögensstatistik.
Die Flucht nach vorn
Gemessen am verfügbaren Bargeld und am Gesamtvermögen waren die US-Bürgerinnen und -Bürger noch nie so stark in den US-Aktienmarkt investiert. Dies zeigt die folgende Grafik. Zudem strömt ausländisches Kapital in die teuren US-Aktienmärkte. Der Boom von ETFs (Indexfonds) auf globale Aktienindizes verstärkt diese Trends noch. Im Rückspiegel betrachtet scheinen Aktien ein Garant für Wohlstand und Reichtum zu sein. Das inzwischen weit verbreitete Zauberwort heißt ETF. Die Finanzkrise von 2009 oder die Dotcom-Blase von 2000 kennen viele Anleger nur vom Hörensagen. Erfahrene Anleger sind jedoch auf der Hut und sorgen vor, indem sie in steigenden Märkten ihre Aktienquoten reduzieren.Donald Trump und Elon Musk sorgen schon jetzt für reichlich Wirbel
Der neue Präsident Donald Trump sorgt schon vor seiner Amtseinführung für Wirbel. Er droht den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) mit Zöllen in Höhe von 100 Prozent und fordert ihre Unterwerfung unter den US-Dollar. Den unter innenpolitischem Druck stehenden kanadischen Premierminister Trudeau bezeichnet er als Gouverneur eines 51. amerikanischen Bundesstaates. Er streckt seine Hand nach dem zu Dänemark gehörenden Grönland aus und erhebt Anspruch auf den Panamakanal. In Bezug auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten verfolgt er eine vollmundige Rhetorik, die noch an der Realität gemessen werden muss. Seine rechte Hand Elon Musk bezeichnet die AfD als letzte Rettung für Deutschland und unser Ex-Finanzminister Christian Lindner schließt sich der Bitcoin-Initiative von Trump und Musk an. Seiner Meinung nach machen Krypto-Vermögenswerte inzwischen einen bedeutenden Teil des globalen Wohlstandswachstums aus. Dabei betont doch gerade die FDP, dass Wohlstand auf Arbeit und nicht auf Spekulation beruht. Da kann man sich nur verwundert die Augen reiben.Fazit:
US-Aktien sind sehr teuer. US-Bürger und ausländische Investoren sind in US-Aktien überinvestiert. Das weltweite Übergewicht des US-Aktienmarktes, insbesondere der US-Technologiewerte, hat sich weiter verstärkt. Die Gewinnerwartungen für US-Aktien sind hoch und könnten enttäuscht werden, wenn die hohen Investitionen in Künstliche Intelligenz nicht zeitnah in Gewinne umgesetzt werden können. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump könnten sich die bereits heute erkennbaren Konfliktpunkte verschärfen. Der neue Präsident verfügt weder innen- noch außenpolitisch über diplomatisches Geschick. Zur Vermögenssicherung bieten sich günstig bewertete Aktien aus den Emerging Markets, aus Europa sowie Small & Mid Caps an, die im Schatten der Large Caps ein Schattendasein fristen. Von Kryptowährungen rate ich grundsätzlich ab.
Michael Scheidgen
private finance e.K.
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