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SCHEIDGEN MARKTFOKUS Januar 2025

Neuwied, 1. Februar 2025
 

"Das goldene Zeitalter Amerika beginnt genau jetzt"

Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,

mit diesem Versprechen begann die zweite Amtszeit von Donald Trump.

Die ersten Tage der neuen Ära waren politisch sehr turbulent. Aufgrund der wirtschaftsfreundlichen Agenda des neuen Präsidenten rückten Aktien weiter vor. Bemerkenswert war jedoch das Comeback der europäischen Aktien. Trotz der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 0,25 % auf 2,75 % blieb der Euro gegenüber dem US-Dollar stabil. Der Goldpreis erreichte ein neues Rekordhoch. China gelang ein Coup mit dem Start der KI-Applikation DeepSeek, die sich auf Augenhöhe, aber deutlich kostengünstiger als die US-Konkurrenz präsentieren konnte. Der Angriff auf die Vormachtstellung der US-Technologiekonzerne, die sich auf die Seite Trumps geschlagen haben, hat damit einen Wirkungstreffer erzielt, der das von Donald Trump ausgerufene "Goldene Zeitalter Amerikas" in Frage stellen könnte.

202411 1Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Onvista

Unternehmensgewinne volle Kraft voraus - zumindest bei den großen Tankern

Wo wird Geld verdient? Die Immobilienmärkte befinden sich weltweit in einem schwierigen Fahrwasser. Festverzinsliche Wertpapiere haben eine schlimme Zeit hinter sich, ohne dass sie in der Zwischenzeit besonders attraktiv geworden wären. Die Zinsen für mittlere und längere Laufzeiten sind nach wie vor niedrig.

Die folgende Grafik zeigt die 50 gewinnstärksten Unternehmen der Welt nach Branchen. Die meisten Unternehmen haben ihren Sitz in den USA. Mit der Dt. Telekom, VW und Mercedes haben es aber auch drei deutsche Unternehmen in die Top-Liga geschafft. Es überrascht durchaus, wie viel Geld wieder in der Finanzbranche verdient wird: Die Aktienmärkte boomen, wachsende Staatsschulden und hohe Transaktionsvolumina an den Devisen-, Aktien- und Kryptomärkten sorgen für steigende Gewinne. Das Investmentbanking profitiert von Firmenkäufen, Übernahmen und Börsengängen. Eine sehr ertragreiche Quelle sind die in der Regel niedrig oder gar nicht verzinsten Kontoguthaben, die durch Hinterlegung bei den Zentralbanken ohne Kreditvergabe hohe Margen abwerfen. Auch die Energiekonzerne verdienen mit der Förderung von Kohle, Öl und Gas immer noch sehr viel Geld, fast so viel wie die führenden Technologiekonzerne, die vor allem in Amerika beheimatet sind. Würde man die Grafik nach der Höhe der Börsenbewertungen auflösen, hätte der Technologiesektor ein deutliches Übergewicht. Diese Gewinne sind an der Börse hoch bewertet. Sehr günstig sind die Bewertungen der Energiekonzerne, ebenfalls günstig sind defensive Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Konsumgüter des täglichen Bedarfs.

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Überschreitet Amerika unter Trump seinen Zenit?

Die folgende Grafik zeigt die Kapitalzu- und -abflüsse am US-amerikanischen Aktienmarkt über einen Zeitraum von 50 Jahren. Es fällt auf, dass die Amplituden immer größer werden. Früher waren es Millionen, seit der Finanzkrise sind es Milliarden und seit Corona sind es Billionen. Als die unerwartete Nachricht vom Erfolg von DeepSeek die Börsen erreichte, verloren die US-Aktien an einem Tag 1.000 Milliarden Dollar an Wert. Das ist mehr als die Summe der Steuereinnahmen der Bundesrepublik, die im Jahr 2024 trotz Rezession um 4% auf 861 Milliarden gestiegen sind. Die Schockwelle war aber nur von kurzer Dauer und die Märkte liefen weiter nach oben.

Die Übertreibungen, die auch in der Grafik zum Ausdruck kommen, scheinen einer Korrektur zu bedürfen, was ein negatives Szenario für die Aktienmärkte wäre. Mit dem Rückenwind konkurrenzlos günstiger Energiepreise, großzügiger Infrastrukturprogramme im Rahmen des "Inflation Reduction Act" und nicht zuletzt der MAGA-Politik ("Make America great again") von Präsident Trump floss viel Kapital in das Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Kapital kennt zwar keine Ethik, reagiert aber durchaus sensibel, wenn Recht und Ordnung nachhaltig bedroht werden.

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Amerika ist für Anleger extrem teuer - Europa und der Rest der Welt sind günstig

Wie die Grafik oben zeigt, ist Apple mit fast 100 Milliarden US-Dollar nach Saudi-Aramco das Unternehmen mit dem zweithöchsten Gewinn der Welt. Mittlerweile beträgt die Marktkapitalisierung von Apple das 9-fache des Jahresumsatzes. Das ist eine bemerkenswerte Bewertungsexpansion, die auch im Vergleich zum Gesamtmarkt stattgefunden hat. Damit ist Apple sogar noch einer der preiswerteren Titel unter den US-Technologiewerten. Zusammen mit Apple repräsentieren die zehn größten US-Werte mittlerweile 35% des US-Aktienmarktes. Eine solche Konzentration der Top-10 der US-Aktien wurde nicht einmal annähernd vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 erreicht, wie eine Studie der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Stroch zeigte. Die Verwundbarkeit des US-Technologiebereiches hat deutlich zugenommen. Seit Jahresbeginn hat sich der Technologiesektor gemessen am Nasdaq-Index relativ schwach entwickelt.

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Fazit:

Die Kapitalmärkte sind sehr freundlich in das neue Jahr gestartet. Der Schock über den Erfolg des chinesischen Start-ups Deepseek wurde schnell verdaut. Er warf jedoch ernsthafte Fragen über die Wettbewerbsfähigkeit der führenden US-Konzerne auf. Die Ausgrenzung durch Exportverbote von US-Technologie hat die Innovationskraft Chinas nicht geschmälert, im Gegenteil. Die bechleunigte Entwicklung der künstlichen Intelligenz ist nun noch preiswerter zu haben. Das wäre eine gute Nachricht für Unternehmen und Verbraucher. Die Börse sieht das ähnlich.

Europäische Aktien haben sich in den letzten Wochen deutlich besser entwickelt als amerikanische. Kann sich Europa tatsächlich als verbliebene Kraft der Demokratie und des Liberalismus behaupten? Die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den USA geht in beunruhigender Weise in Richtung Autokratie und Oligarchie. Unter diesen Bedingungen könnte Europa attraktiver für ausländische Fachkräfte werden, die für eine dringend notwendige Digitalisierungsoffensive benötigt werden. Aber auch hierzulande erlebt der Rechtspopulismus mit tatkräftiger Unterstützung aus Amerika einen Aufschwung.

Ein Ende des Krieges in der Ukraine würde sicherlich von allen Beteiligten mit Erleichterung aufgenommen werden. Der Geldmarkt ist aus meiner Sicht mit 2,75% immer noch attraktiv. Die überbewerteten Technologiekonzerne könnten ihren Zenit tatsächlich überschritten haben. Günstige Aktien sind in den defensiven Sektoren Gesundheit und Nahrungsmittel zu finden. In dieser von grosser Unsicherheit geprägten Welt bleibt Gold die Anlage der Stunde.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Ihr

Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960

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