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SCHEIDGEN MARKTFOKUS August 2024

Neuwied, 2. September 2024
 

Das japanische Erdbeben blieb ohne Folgen

Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,

Anfang August verloren die japanischen Aktien innerhalb weniger Tage 27% ihres Wertes.

Der 5. August wird als "schwarzer Montag" in die Geschichte eingehen. Auch an den globalen Aktienmärkten zeigten die Seismographen zwischenzeitliche Verluste von rund 9% an. Was war geschehen? Internationale Investoren haben sich in den letzten Jahren gerne in Yen verschuldet, um mit diesen Krediten bevorzugt in amerikanische Wertpapiere zu investieren. Das war dank niedriger Zinsen und des schwachen Yen ein gutes Geschäft. Jetzt scheint sich der Wind gedreht zu haben. Der Yen beginnt sich langsam zu erholen und die Rückzahlung der Kredite wird entsprechend teurer. Viele Investoren hatten nun gleichzeitig die Reißleine gezogen und damit ein spürbares Erdbeben an den Märkten ausgelöst, das aber nur von kurzer Dauer war. Angeführt von den USA erholten sich die weltweiten Aktienmärkte bis zum Monatsende wieder vollständig. Ist die Welt damit wieder in Ordnung? Gold wurde seinem Ruf als Krisenwährung auch im August mehr als gerecht.

240801Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Fondsweb, ETF-Extra

Die Geschichte wiederholt sich: Blasenbildungen

An den Märkten werden immer wieder Geschichten erzählt, die zu Entwicklungen führen, die Fahrt aufnehmen, sich selbst verstärken und zu Kurshöhen führen, die den Bezug zur Realität verlieren. Da viele Anleger erst spät auf den fahrenden Zug aufspringen, führt das Platzen solcher Kursblasen zu hohen Verlusten. Wie die folgende Grafik zeigt, konzentrierte sich das Anlegerinteresse in den inflationären 70er Jahren auf Gold und Silber. In den 80er Jahren war Japan die führende technologische Industrienation und japanische Banken führten den Aufschwung an, bevor die Blase platzte. Gemessen am Nikkei-Index dauerte es bis 2023, bis die Kurse von 1990 wieder erreicht wurden. Die 90er Jahre waren das Zeitalter der Internetaktien, und nur wenige der damals führenden Unternehmen überlebten den anschließenden Crash. Nach der Jahrtausendwende führte der Aufstieg der BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China zu einer starken Nachfrage nach Rohstoffen, wie die Entwicklung der Eisenerzpreise zeigt. Aus heutiger Sicht ist die Ernüchterung über die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Russland und China groß. Mit der zweiten Digitalisierungswelle nach dem Internetboom und der Entstehung profitabler Geschäftsmodelle von Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google und Microsoft ("FAANGM"-Aktien) hat dieser Prozess, beschleunigt durch die Fantasie der künstlichen Intelligenz, bereits 2010 begonnen. Auch dieser Trend ist bereits sehr reif. Die sehr hohen Bewertungen dieser Aktien sind nur durch die hohen Gewinnerwartungen zu rechtfertigen.

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Die scheinbare Unverwundbarkeit der Märkte

In den letzten Jahren seit der Finanzkrise 2009 haben sich die Aktienmärkte immer schneller von Rückschlägen erholt. Man denke an die Eurokrise, die Pandemie, den Krieg in der Ukraine und nun im Nahen Osten. Diese lange Phase scheinbarer Stabilität birgt Gefahren. Rückschläge werden als Chance begriffen, wie der vergangene Monat gezeigt hat. Die Hoffnung auf wieder sinkende Zinsen treibt die Aktienmärkte wieder nach oben. Die Entwicklung der Weltwirtschaft und das politische Umfeld geraten dabei zunehmend aus dem Blickfeld. Hinter den Kulissen nimmt die Nervosität zu.

Medaillenspiegel Olympia: Europäische Union hängt Konkurrenz ab

Muss sich die Europäische Union vor den USA und China verstecken? Der olympische Medaillenspiegel zeigt ein eher überraschendes Ergebnis. Spitzenleistung ist jedenfalls auch eine europäische Disziplin. Wir brauchen unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.

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Aktienmärkte: USA gegen den Rest der Welt

Seit der Finanzkrise haben sich die US-Aktien vom Rest der Welt abgekoppelt. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des amerikanischen S&P-500 Index im Vergleich zum europäischen Euro-Stoxx-50-Index seit 1990. Dieses Schattendasein teilen sich europäische Aktien mit Aktien aus Schwellenländern. US-Aktien sind in diesem Zeitraum im Vergleich zu ihren Konkurrenten sehr teuer geworden. Wer also günstig bewertete Aktien sucht, wird nicht primär in Amerika fündig. Europa erzielt im Gegensatz zu Amerika Handelsbilanzüberschüsse und kann sich damit intern refinanzieren, während Amerika auf Kapitalzuflüsse angewiesen ist. Dabei spielt die Dominanz des US-Dollars als führende Weltwährung eine wichtige Rolle. Die sich abzeichnende Aufwertung des Yen könnte zu weiteren Unruhen an den Kapitalmärkten führen.

24080n4Quelle: Chart Comdirect

Fazit:
 

Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank EZB werden im September die Zinsen senken. Darauf setzen die Anleger. Das führt aber auch zu Spannungen im System, wie die Entwicklung des Yen zeigt. Die Märkte lassen wenig Spielraum für negative konjunkturelle Überraschungen. Die Sorglosigkeit nimmt eher zu als ab. Darin liegt ein großes Risiko. Trotz der zu erwartenden Zinssenkungen bleiben kurzfristige Anlagen attraktiv. Gold dürfte gefragt bleiben. Jenseits der marktbeherrschenden US-Aktien gibt es in Europa und im Rest der Welt deutlich günstiger bewertete Alternativen.

Im Dateianhang finden Sie das Entwicklung des Referenzportfolios per 31.08.2024 (PDF).

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr

Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960

Impressum:

Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann trotz sorgfältiger Recherche nicht übernommen werden. Aus dem Inhalt können keine Anlageempfehlungen abgeleitet werden. Diese können nur auf Basis einer individuellen Beratung erfolgen. Hinsichtlich der Angaben zu Kursen und Charts weise ich darauf hin, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Die Renditen können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.