Skip to main content

SCHEIDGEN MARKTFOKUS Mai 2024

Neuwied, 1. Juni 2024
 

Wie verwundbar ist der Aufschwung?

Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,

auch im Mai wurden Kursrückgänge als Kaufgelegenheiten an den Aktienmärkten genutzt.

Der Ratschlag „Sell in may and go away” wurde nicht verfolgt. Die Anlage in längerlaufenden festverzinslichen Wertpapieren machte auch im vergangenen Monat wenig Freude.

Alle Angaben in Euro - Quellen:Fonds professionell, Fondsweb, ETF-Extra

1. Quelle der Zuversicht: Die Vergangenheit

Wie Sie der nachfolgenden Grafik entnehmen können, haben Unternehmen in den letzten Jahren trotz widriger Umstände wie der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine und deutlich gestiegener Inflation gute Gewinne eingefahren. Dies ist durchaus bemerkenswert. Während der Lockdowns gelang es den Unternehmen, ihre Kosten drastisch zu reduzieren. Zudem erhöhte der Zwang zur Digitalisierung die Produktivität. Die konjunkturellen Hilfspakete der Staaten sowie die niedrigen Zinsen trugen dazu bei, die wirtschaftlichen Einbrüche zu dämpfen. Die schnelle Entwicklung der Impfstoffe sorgte für mehr Zuversicht. Auch der im Februar 2022 begonnene Krieg in der Ukraine erwies sich aller Warnungen zum Trotz nicht als Konjunkturkiller. Mit dem Einsetzen der Inflation stiegen auch die Umsätze und vor allen Dingen die Gewinne der meisten Unternehmen. Es scheint, als böten ungünstige Umstände günstige Gelegenheiten an den Kapitalmärkten. Es stellt sich die Frage, ob sich die Anleger auch weiterhin darauf verlassen können, oder ob das Glückskontingent möglicherweise aufgebraucht ist.

240601 Grafik: Visual Capitalist


2. Quelle der Zuversicht: Bullenmärkte

Die folgende Grafik veranschaulicht die Dauer und die Höhe der Auf- und Abschwünge an den Börsen seit 1963. Sie zeigt, dass Aufschwünge in der Regel eine längere Dauer aufweisen und ertragsreich sind. Abschwünge sind hingegen kürzer und die Einbrüche erscheinen im Vergleich zu den darauf folgenden Gewinnen verkraftbar. Diese Beobachtung lässt darauf schließen, dass Investoren zuversichtlich sein können, dass der jüngste Aufschwung über weiteres Potenzial verfügt.

240303

1. Mahnung zur Vorsicht: Wachsende Zuversicht bei Profis und Publikum

Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die hohe Erwartungshaltung amerikanischer Bürger bezüglich steigender Aktienkurse. Auch viele professionelle Investoren setzen weiterhin auf überdurchschnittlich hohe Aktienquoten und halten wenig Liquidität. Die monatliche Umfrage der Bank of America zeigt, dass 78 % der professionellen Investoren positiv für die amerikanische Konjunktur gestimmt sind. Zudem wächst die Phantasie um die Möglichkeiten des Einsatzes der künstlichen Intelligenz zur Steigerung der Produktivität und damit der Gewinne weiter an. Eine alte Börsenweisheit besagt, dass eine Hausse im Pessimismus geboren wird und in der Euphorie stirbt. Auch dieser Aspekt sollte nicht aus den Augen verloren werden.

240101 04Quelle: NZZ the market, Bloomberg, 30.05.2024
 

2. Mahnung zur Vorsicht: Zinsen/Verschuldung/Liquidität/Inflation

Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen liegt aktuell bei 4,6 %. Damit ist sie höher als die erwartete Gewinnrendite für US-Aktien auf Basis der geschätzten Gewinne der Unternehmen in den kommenden Jahren. Die Preise für Aktien sind damit aus US-Sicht schon relativ teuer und haben die positiven Erwartungen für die Zukunft bereits zu einem großen Teil vorweggenommen. Die hartnäckigere als erwartete Inflation und der fulminante Anstieg der Finanzierungsdefizite im US-Haushalt sind besorgniserregend. Höhere Zinsen und strengere Regeln für die Kreditvergabe lassen die globale Liquidität gemessen an der Geldmenge M2 bereits seit einigen Wochen sinken. Dieser wichtige Frühindikator mahnt zur Vorsicht. Die Eisen werden jedoch so lange geschmiedet, solange sie heiß sind. Das ist nach der Logik der Märkte durchaus nachvollziehbar.

240604

3. Mahnung zur Vorsicht: Die Spaltung des Marktes und der Gesellschaft

Die Deutsche Bank hat berechnet, dass das Gewinnwachstum der S&P-500-Unternehmen in den USA ohne die Top 5 Aktien zum Erliegen gekommen wäre. Dank der guten Ergebnisse im 1. Quartal der Technologiekonzerne unter der Führung des Chip-Herstellers Nvidia stieg der S&P-Index in 2024 um 9,5 %. Knapp die Hälfte davon geht auf das Konto von Nvidia. Die haben sich nach weiteren 130 % Kursgewinn aufgemacht, die nach der Marktkapitalisierung führenden Aktien Microsoft und Apple von der Spitze zu verdrängen. Im Gegensatz dazu arbeiten 40 % der im US-Index Russell 2000 vertretenen Unternehmen defizitär. Die Kursschwäche der bisher verlässlichen konsumnahen Blue Chips wie McDonald's, Starbucks und Nike ist auffallend. Sie haben bereits zwischen 15 und 30 % verloren. Die folgende Grafik verdeutlicht die Stimmung der US-Kleinunternehmen. Sie geht mit jener in der breiten Bevölkerung einher. Mit Blick auf die US-Wahlen und die Konjunktur mahnt dies zur Vorsicht.

240605Quelle: NZZ the market, 08.05.2024

Fazit

Die Vergangenheit zeigt: Mit Blick nach vorne lassen sich weitere Kursavancen an den Aktienmärkten durchaus rechtfertigen. Doch ein Blick hinter die Kulissen lässt Zweifel aufkommen. Es ist gut und richtig, dass Unternehmen und Investoren stets mit Hoffnungen nach vorne blicken. Das ist das Wesen des Kapitalismus, welches seine Attraktivität und seinen Erfolg ausmacht. Rezessionen sind notwendige und schmerzhafte Reinigungsprozesse, die das Gute vom Schlechten trennen. Diese Phasen können an den Kapitalmärkten sehr unangenehm sein. Der vorherrschende Optimismus scheint dies etwas aus den Augen zu verlieren. Insofern ist es beruhigend, wenn sich die von mir empfohlenen Fonds stets auf qualitativ einwandfreie und günstige bewertete Anlagen fokussieren. Kurzfristige und liquide Anlagen sind und bleiben meine erste Wahl.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
 
 
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Sommerzeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen
 
Ihr

Michael Scheidgen
private finance e.K.
Stefan-Andres-Straße 23
56567 Neuwied
Telefon: 02631/953960

Impressum:

Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann trotz sorgfältiger Recherche nicht übernommen werden. Aus dem Inhalt können keine Anlageempfehlungen abgeleitet werden. Diese können nur auf Basis einer individuellen Beratung erfolgen. Hinsichtlich der Angaben zu Kursen und Charts weise ich darauf hin, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Die Renditen können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.